Was passiert im Schlaf?

Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn ist Orthopäde, Sportmediziner, Manualtherapeut und Diplom Sportwissenschaftler. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert und Bücher geschrieben im Bereich Sportverletzungen und Ausdauersport. Durch die Betreuung von Sportlern aller Alters- und Leistungsklassen in den letzten 25 Jahren hat er einen tiefen Einblick in die Themen Training, Ernährung, Regeneration, Schlaf, mentale Vorbereitung und Motivation bekommen. Zudem kann er als „Babyboomer“ und den damit verbundenen wiederkehrenden Fragen zu den Themen Sport im Alter und Longivity profundes Wissen weitergeben. Die in diesem Podcast vorgestellten Themen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und werden für den Zuhörer verständlich aufbereitet.

von
Dr. Tomas Buchhorn
December 7, 2025

Ziel:

Die Episode erklärt, welche zellulären, hormonellen und neurologischen Reparatur‑ und

Konsolidierungsprozesse während verschiedener Schlafphasen ablaufen, warum guter Schlaf

zentral für Regeneration, Stoffwechsel, Immunfunktionen und mitochondriale Gesundheit ist und

welche praktischen Schritte Hörerinnen und Hörer sofort umsetzen können, um Schlafqualität und

damit die nächtliche Zellreparatur zu verbessern.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

Schlaf ist ein multimodaler Reparaturzustand mit klaren physiologischen Funktionen: in

NREM‑Phasen laufen zelluläre Reinigungsprozesse (u. a. Autophagie, glymphatischer Abtransport

von Metaboliten) und synaptische Homeostase ab; REM‑Schlaf fördert Gedächtniskonsolidierung

und emotionale Verarbeitung. Schlaf steuert hormonelle Rhythmen (z. B. Wachstumshormon‑Peaks

zur Proteinsynthese, Cortisol‑Tief zur Erholung) und beeinflusst zirkadiane NAD+‑Rhythmen sowie

mitochondriale Reparaturprozesse. Chronische Schlafstörung vermindert Autophagie, erhöht

proinflammatorische Marker und reduziert Erholungsfähigkeit, beeinflusst Insulin‑Sensitivität und

erhöht kardiometabolische Risiken. Praktische Hebel (regelmäßige Schlafzeiten, Dunkelheit,

Bildschirm‑Auszeit, Morgenlicht, Temperatursteuerung) wirken direkt auf diese Mechanismen..

Beispiele für Aktivitäten:

• Konsequente Bett‑ und Aufstehzeiten (auch am Wochenende) zur Stärkung zirkadianer Rhythmen

• Abendliche Bildschirm‑Auszeit 60 min und ruhiges, niedrighelliges Licht in den letzten Stunden

vor Bettzeit

• Schlafumgebung: kühle (≈16–19 °C), dunkle, ruhige Schlafumgebung; ggf. Ohrstöpsel oder

White‑Noise

• Morgenlicht‑Ritual 15–30 min nach dem Aufstehen zur zirkadianen Synchronisation

• Kurzritual vor dem Schlaf: 5–10 min Atemübung oder kurze Entspannungssequenz zur

Aktivierung des Parasympathikus

Wissenschaftliche Studien (hochwertige Evidenz):

1. Walker 2002, Nature/Science

Wirkung von REM‑Schlafentzug auf motorisches Lernen — REM‑Schlaf ist erforderlich für

Konsolidierung motorischer Fertigkeiten.

2. Ma et al. 2011, Sleep (College‑Athleten‑Studie)

Schlafverlängerung auf ~10 Stunden pro Nacht über 5–7 Wochen verbessert Sprintzeiten,

Reaktionszeit und Wurf‑Treffsicherheit bei College‑Basketballspielern.3. Le Prou & Van Cauter 2011, (Endokrinologie‑Journal)

Schlafrestriktion (5 h/Nacht) reduziert morgens Testosteron und erhöht Cortisol bei jungen Männern

(randomisiertes Crossover‑Design).

4. Kohn 2009, (Immunologie/Schlaf‑Journal)

Randomisierte Studie: Schlaf <7 h erhöht Risiko für symptomatische Atemwegsinfektionen nach

kontrollierter Rhinovirus‑Exposition.

Trainingsplan - Einführung in regenerative Routine

Woche 1–2:

• Täglich: feste Bett‑/Aufstehzeit (±30 min), Morgenlicht 15–30 min

• Abend: 60 min Bildschirm‑Auszeit; ruhiges Licht, kein koffeinhaltiger Konsum nach 14–16 Uhr

(individuell anpassen)

• 2–3×/Woche moderate Bewegung (Zone‑2) nicht in den letzten 2 Stunden vor Schlaf

Woche 3-4:

• Schlafoptimierung vertiefen: Temperaturregelung, Verdunkelung, ggf. kurze Abend‑Meditation

(5–10 min)

• Bei anhaltenden Schlafproblemen: dokumentieren (Schlaf‑Log / Apps) und ärztliche Abklärung

planen (Schlafapnoe, Restless Legs, depressive Störungen etc.)

• Optional: in Absprache mit Ärztin/Arzt: gezielte Tests (Blutwerte, Hormonstatus) bei

persistierender Erschöpfung

Reflexionsaufgaben:

• Welche zwei Veränderungen in deiner Abendroutine (z. B. Bildschirm‑Auszeit 60 min,

Temperatur senken) setzt du diese Woche um, um deine Schlafqualität zu verbessern?

• Wie konsistent sind deine Schlaf‑ und Aufstehzeiten aktuell (± wie viele Minuten)? Notiere die

Abweichungen für 7 Tage.

• Welche Symptome (z. B. nächtliches Aufwachen, morgendliche Erschöpfung, Tagesmüdigkeit)

würdest du als Grund für eine ärztliche Schlafabklärung notieren?

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