Cortisol

Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn ist Orthopäde, Sportmediziner, Manualtherapeut und Diplom Sportwissenschaftler. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert und Bücher geschrieben im Bereich Sportverletzungen und Ausdauersport. Durch die Betreuung von Sportlern aller Alters- und Leistungsklassen in den letzten 25 Jahren hat er einen tiefen Einblick in die Themen Training, Ernährung, Regeneration, Schlaf, mentale Vorbereitung und Motivation bekommen. Zudem kann er als „Babyboomer“ und den damit verbundenen wiederkehrenden Fragen zu den Themen Sport im Alter und Longivity profundes Wissen weitergeben. Die in diesem Podcast vorgestellten Themen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und werden für den Zuhörer verständlich aufbereitet.

von
Dr. Tomas Buchhorn
December 21, 2025

Ziel:

Die Episode soll Hörenden verständlich machen, was Cortisol biologisch bewirkt, wie es sich auf

Energie, Schlaf, Immunsystem und Stoffwechsel auswirkt, welche Stress‑ und Alltagsfaktoren

Cortisol erhöhen oder dysregulieren können und welche praktikablen Strategien (Verhalten, Schlaf,

Ernährung, Training, Atemarbeit) helfen, Cortisol‑Rhythmen zu stabilisieren. Ziel ist, dass

Hörerinnen und Hörer Cortisol‑Signale erkennen, Prioritäten für den Alltag setzen und konkrete

Maßnahmen zur Reduktion chronischer Stressbelastung umsetzen können.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

Cortisol ist das wichtigste Glukokortikoid des Menschen, produziert in der Nebennierenrinde unter

Steuerung der Hypothalamus‑Hypophysen‑Nebennieren‑Achse (HPA‑Axis). Es zeigt ein

zirkadianes Muster mit morgendlicher Spitze und abendlichem Abfall, moduliert

Glukosestoffwechsel, Entzündungsreaktionen, Blutdruck, Immunantwort und kognitive Funktionen.

Akute Cortisol‑Anstiege sind adaptiv (z. B. Leistungsbereitschaft, mobilisierte Energie), chronisch

erhöhte Cortisolspiegel oder eine abgeflachte Tageskurve führen jedoch zu negativen Effekten:

Schlafstörungen, Insulinresistenz, Muskelabbau, erhöhtem Entzündungsniveau und erhöhter

Krankheitsanfälligkeit. Psychosoziale Faktoren, Schichtarbeit, Schlafmangel, zu hohe Trainingslast

und andauernder Stress sind häufige Ursachen für Dysregulation der HPA‑Achse.

Beispiele für Aktivitäten:

• Morgenritual mit Licht und moderater Bewegung: 10–30 min Sonnenlicht + leichtes Zone‑2/

Spaziergang zur Unterstütung der morgendlichen Cortisol‑Phase und zirkadianen Ausrichtung

• Abendritual zur Cortisol‑Absenkung: 60 min Bildschirm‑Auszeit, warme Entspannungsaktivität

(Lesen, Dehnen), 5–10 min Atemübung (verlängerte Ausatmung)

• Trainingsdosierung: bevorzugt Zone‑2‑Grundlagen, Intervalle gezielt einbauen und Erholung

(Deloads) planen, um chronischen Cortisol‑Anstieg zu vermeiden

• Stressmanagement: kurze Atempausen (3×/Tag 2–5 min), soziale Unterstützung/Check‑ins,

Priorisierung von Schlaf

• Ernährung: regelmäßige Mahlzeiten, ausreichend Protein, bei Bedarf ärztliche Kontrolle von

Blutzucker/Eisen/Thyroid‑Parametern (da metabolische Dysbalancen Cortisol beeinflussen)

Wissenschaftliche Studien (hochwertige Evidenz):

1. Sapolsky et al. 2000, Nature Reviews Neuroscience

Beschreibt die HPA‑Achse, adaptive und maladaptive Wirkungen von Glukokortikoiden auf Gehirn

und Körper sowie Stressantwort‑Mechanismen.2. Lehrer et al. 2003, Applied Psychophysiology and Biofeedback

Studien zu Atemtechniken zeigen Reduktion von Cortisol und Erhöhung vagaler Aktivität durch

langsame, kohärente Atmung.

3. Åkerstedt et al. (verschiedene Jahre), Sleep/Journal

Untersuchungen zu Schlafmangel zeigen erhöhte Cortisolspiegel, beeinträchtigte Glukosetoleranz

und erhöhte Entzündungsmarker nach Schlafrestriktion.

4. Kraemer et al. (Training/Overreach RCTs), Journal of Applied Physiology

Studien zeigen, dass übermäßiges Training/Übertraining mit chronisch erhöhten Cortisolspiegeln

und verringerter Regenerationsfähigkeit einhergeht; Deloads normalisieren HPA‑Parameter.

Trainingsplan - Einführung in regenerative Routine

Woche 1–2:

• 2×/Woche Zone‑2: 30–45 min (morgens bevorzugt zur Phasensetzung)

• 1×/Woche leichter Kraftzirkel: 20 min

• Täglich: 3× kurze Atempausen (2–5 min), Morgenlicht 10–30 min, Abendliche

Bildschirm‑Auszeit 60 min

Woche 3-4:

• 2× Zone‑2; 1×/Woche moderates Intervall (nur wenn gut erholt)

• 1×/Woche Kraft 20–30 min

• Woche 4: Deload‑Woche bei erhöhter Belastung/Stress (Volumen ~50 %), Fokus auf Schlaf,

Ernährung, soziale Regeneration

Reflexionsaufgaben:

• Wann siehst du die stärksten Stress‑ oder Erschöpfungssignale während des Tages (Morgen,

Nachmittag, Abend)?

• Welche zwei konkrete Maßnahmen (z. B. 5‑Min‑Atemübung am Nachmittag;

Abend‑Bildschirm‑Pause) planst du diese Woche, um deinen Cortisolrhythmus zu entlasten?

• Welche Symptome oder Messwerte (z. B. unruhiger Schlaf, anhaltende Müdigkeit, erhöhte

Ruheherzfrequenz) würdest du als Anlass nehmen, medizinisch HPA‑Parameter prüfen zu lassen?

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