Der Einfluss von Alter & Genetik - was wir kontrollieren können

Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn ist Orthopäde, Sportmediziner, Manualtherapeut und Diplom Sportwissenschaftler. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert und Bücher geschrieben im Bereich Sportverletzungen und Ausdauersport. Durch die Betreuung von Sportlern aller Alters- und Leistungsklassen in den letzten 25 Jahren hat er einen tiefen Einblick in die Themen Training, Ernährung, Regeneration, Schlaf, mentale Vorbereitung und Motivation bekommen. Zudem kann er als „Babyboomer“ und den damit verbundenen wiederkehrenden Fragen zu den Themen Sport im Alter und Longivity profundes Wissen weitergeben. Die in diesem Podcast vorgestellten Themen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und werden für den Zuhörer verständlich aufbereitet.

von
Dr. Tomas Buchhorn
July 20, 2025

EP 39: Der Einfluss von Alter & Genetik - was wir kontrollieren können

Ziel:

Verständlich machen, wie stark der altersbedingte Abbau der VO2max durch Lebensstilmaßnahmen beeinflussbar ist – und warum Gene dabei nur einen geringen Spielraum setzen. Ziel ist es, Hoffnung und Handlungsfähigkeit zu vermitteln: Training wirkt – in jedem Alter.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

Die VO2max sinkt ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich – im Schnitt um zehn Prozent pro Dekade, ab dem 60. Lebensjahr sogar schneller. Grund dafür ist eine Kombination aus zentralen und peripheren Bremsfaktoren: Herzfrequenzabnahme, steifere Gefäße, reduziertes Schlagvolumen, Muskelschwund, mitochondriale Funktionsverluste und entzündungsbedingte Alterungsprozesse. Genetik bestimmt lediglich die Ausgangswerte und den möglichen Reaktionsrahmen auf Training, aber nicht das Ergebnis selbst. Studien zeigen: Der Lebensstil beeinflusst bis zu 80 Prozent des VO2max-Verlusts im Alter – Training kann die biologische Uhr also messbar zurückdrehen.

Beispiele für Aktivitäten:

  • Zwei Einheiten Intervalltraining pro Woche mit kurzen Belastungsspitzen bei 90 bis 95 Prozent der maximalen Herzfrequenz
  • Drei ruhige Grundlageneinheiten wie Radfahren, Walking oder Schwimmen in Zone 2
  • Zweimal wöchentlich Krafttraining mit Fokus auf Rumpf, Beine und Rücken zur Stabilisierung der Muskelmasse und Unterstützung der Sauerstoffverwertung
  • Regelmäßige Mobilitäts- und Dehnübungen zur Förderung der Durchblutung und Regeneration
  • Ausreichender Schlaf und Regeneration zur Maximierung der Trainingsantwort

Wissenschaftliche Studien (hochwertige Evidenz):

1. Baltimore Longitudinal Study of Aging (BLSA)

Langzeitkohorte mit über 800 Personen zwischen 20 und 90 Jahren, die über Jahrzehnte spiroergometrisch untersucht wurden.

Ergebnis: VO2max sinkt ab dem 30. Lebensjahr um rund 10 % pro Dekade, ab 60 deutlich schneller – insbesondere bei inaktiven Teilnehmenden.

2. Heritage Family Study (1995)

742 Personen aus 200 Familien absolvierten 20 Wochen lang dasselbe Ausdauerprogramm.

Ergebnis: VO2max stieg im Schnitt um 15–20 %, die Genetik erklärte nur rund ein Drittel der Trainingsantwort – der Rest war Lebensstil.


3. STRIDE- & STRIDE-GX-Studien (2009 & 2017)

RCT mit übergewichtigen Erwachsenen im Alter von 40–65 Jahren in verschiedenen Trainingsintensitäten.

Ergebnis: Nur bei mittlerer bis hoher Intensität stieg die VO2max signifikant – unabhängig von genetischen Varianten wie ACE oder PPAR.

4. GENE-SMART-Studie (Australien, 2014)

147 untrainierte Erwachsene absolvierten entweder Standard-HIT oder genetisch individualisiertes Intervalltraining.

Ergebnis: Beide Gruppen verbesserten die VO2max um rund 12 % – die Gen-angepasste Gruppe lag nur 1–2 Prozentpunkte vorn.

5. Ballard et al. (2022, RCT)

Drei Gruppen (HIT, moderate Ausdauer, Kontrolle) trainierten über sechs Monate.

Ergebnis: Nur HIT senkte das epigenetische Alter signifikant um 3,3 Jahre und erhöhte die Telomeraseaktivität – VO2max-Anstieg bei HIT +15 %, bei moderater Gruppe nur +10 %.

6. Tarnopolsky et al. (2017)

Muskelbiopsien von Senioren nach regelmäßigem Training zeigten: Mitochondriale Enzymaktivität fast verdoppelt, oxidativer Stress deutlich reduziert – selbst bei 70-Jährigen. 

Trainingsplan (Praxisprogramm – Fokus: Magnesium & Muskelbalance)

Woche 1–2:

  • 2× HIIT (4×4 Min bei 90–95 % HFmax, je 3 Min Pause)
  • 3× Zone-2-Ausdauer (45–60 Min)
  • 2× Krafttraining (Beine, Core, Oberkörper)
  • Tägliches Atem- & Ruhepulsprotokoll

Woche 3–4:

  • Erste Woche: Belastung erhöhen (z. B. 5×3 Min HIIT, längere Ausdauereinheit)
  • Zweite Woche: Entlastung & Regeneration (Zone 1 + Mobilitätstraining)
  • Kombinieren mit bewusstem Schlafverhalten (7–8 h) und Proteinzufuhr

Reflexionsaufgaben:

  • Wie stark beeinflusst dein aktueller Alltag deine Sauerstoffaufnahme? Bist du oft außer Atem – oder hast du Reserven?
  • Kennst du deinen eigenen Ruhepuls und deinen VO2max-Wert?
  • Wie viele Minuten pro Woche verbringst du wirklich im aeroben Bereich – und wie oft gehst du in den roten Pulsbereich?
  • Wie regelmäßig integrierst du Regeneration, Schlaf und Krafttraining in dein Ausdauerprogramm?
  • Würde deine biologische Altersdiagnose deinem Passalter entsprechen – oder liegt da eine Diskrepanz?

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