Alterungsprozess verstehen - die Details

Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn ist Orthopäde, Sportmediziner, Manualtherapeut und Diplom Sportwissenschaftler. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert und Bücher geschrieben im Bereich Sportverletzungen und Ausdauersport. Durch die Betreuung von Sportlern aller Alters- und Leistungsklassen in den letzten 25 Jahren hat er einen tiefen Einblick in die Themen Training, Ernährung, Regeneration, Schlaf, mentale Vorbereitung und Motivation bekommen. Zudem kann er als „Babyboomer“ und den damit verbundenen wiederkehrenden Fragen zu den Themen Sport im Alter und Longivity profundes Wissen weitergeben. Die in diesem Podcast vorgestellten Themen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und werden für den Zuhörer verständlich aufbereitet.

von
Dr. Tomas Buchhorn
March 30, 2025

Alterungsprozess verstehen – die Details

Ziel: Verständnis der biologischen Grundlagen des Alterns und deren gezielte Beeinflussung durch Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stressmanagement und soziale Faktoren – mit dem Ziel, die Gesundheitsspanne zu verlängern.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

  • Der Alterungsprozess verläuft auf zellulärer Ebene: Oxidativer Stress, DNA-Schäden, Telomerverkürzung, Entzündungen, mitochondriale Dysfunktion, Verlust von Stammzellen und epigenetische Veränderungen sind maßgeblich beteiligt.
  • Freie Radikale führen zu oxidativem Stress, schädigen Zellstrukturen und fördern degenerative Erkrankungen.
  • Telomere – die Schutzkappen unserer Chromosomen – verkürzen sich mit jeder Zellteilung. Ihr Zustand korreliert mit der biologischen Alterung.
  • Seneszente Zellen fördern durch stille Entzündungen das „Inflammaging“.
  • Mitochondrien verlieren mit dem Alter an Effizienz, was Energieproduktion, Zellfunktion und Regeneration schwächt.
  • Autophagie (zelluläre Müllabfuhr) wird durch Fasten und Bewegung aktiviert – wichtig zur Verlangsamung von Alterungsprozessen.
  • Epigenetik: Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Stress steuern, wie unsere Gene „gelesen“ werden – unabhängig von der DNA selbst.

Wissenschaftliche Studien & kurze Erklärungen:

  1. Harman (1956)Free Radical Theory of Aging
    Erste Beschreibung, wie freie Radikale – instabile Moleküle im Zellstoffwechsel – zu Zellalterung und degenerativen Erkrankungen führen.
  2. Elizabeth Blackburn et al. (2009)Nobelpreis für Telomer-Forschung
    Zeigte, dass Telomere die Lebensdauer einer Zelle beeinflussen – und wie Lebensstilfaktoren (Bewegung, Stressreduktion) deren Abbau verlangsamen.
  3. DiPietro et al. (2019)Journal of Aging and Physical Activity
    Korrelation zwischen körperlicher Aktivität und verlängerter Gesundheitsspanne. Menschen, die sich regelmäßig bewegen, leben nicht nur länger, sondern auch gesünder.
  4. Shambaugh & Cook (2007)Balance-Training bei Älteren
    RCT-Studie: Einfache Balance- und Beweglichkeitsübungen senken das Risiko sturzbedingter Verletzungen bei über 65-Jährigen um 35 %.
  5. Walker (2017)Why We Sleep
    Zusammenfassung neuester Schlafforschung: Weniger als 7 Stunden Schlaf erhöhen Entzündungswerte, stören die Zellregeneration und verkürzen Telomere.
  6. Estruch et al. (2013)PREDIMED-Studie
    Langzeitstudie zur Mittelmeer-Ernährung: Reduktion kardiovaskulärer Erkrankungen um 30 % – trotz Aufnahme von kurzkettigen Kohlenhydraten (z. B. Pasta), durch Kombination mit ballaststoffreicher Vorspeise.

Beispiele für Aktivitäten:

  • Ausdauer & Krafttraining: Verbesserung der Mitochondrienfunktion, Erhalt von Muskelmasse, Balance und Knochenstabilität.
  • Intermittierendes Fasten (z. B. 16:8): Aktiviert Autophagie bei Männern. (Bei Frauen Vorsicht – hormonell bedingte Cortisolreaktion beachten.)
  • Mittelmeer-Ernährung: Pflanzlich betont, antioxidativ, entzündungshemmend.
  • Schlafhygiene: 7–8 Stunden, Lichtreduktion, konstante Schlafzeiten, kein Bildschirmlicht.
  • Stressbewältigung: Meditation, Qigong, Achtsamkeitstraining, sozialer Austausch.

Trainingsplan (4 Wochen Impuls):

Woche 1–2:

  • 3× 30 Min moderates Gehen oder Radfahren
  • 2× leichtes Krafttraining (z. B. Theraband, Eigengewicht)
  • 1× Balance-Training (z. B. Einbeinstand, Koordinationsübung)
  • Ernährung: 2 Fastentage pro Woche (nur Männer), Fokus auf Gemüse, Omega-3, Vitamin C

Woche 3–4:

  • Krafttraining steigern (z. B. mit Gewichten)
  • 2× Intervalltraining (z. B. 30 Sek schnell gehen + 60 Sek langsam, 10 Wiederholungen)
  • Täglich: 20 Min Licht morgens + 10 Min Licht abends
  • Aufbau sozialer Kontakte: 1 neues Gruppenerlebnis starten

Reflexionsaufgaben:

  1. Welche Symptome deines Körpers könnten auf oxidativen Stress hindeuten?
  2. Wie regelmäßig schläfst du 7–8 Stunden – und wie gut fühlst du dich danach?
  3. Wie kannst du Autophagie gezielt aktivieren? (z. B. Fastentag, Intervalltraining)
  4. Mit wem hast du in der letzten Woche gelacht oder dich verbunden gefühlt?

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